Hangstabilitätskarte Mittelmosel
Bereits seit vielen Jahren sind dem Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz Probleme mit Rutschungen und Felsstürzen an der Mittelmosel zwischen Schweich und Cochem bekannt. Die ausgedehnten alten Rutschgebiete können, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt werden, bei Straßenbaumaßnahmen oder Flurbereinigungen erhebliche Schäden und Mehrkosten in Millionenhöhe verursachen.
Bisher stand eine gezielte Registrierung und wissenschaftliche Bearbeitung der in ihrer Ausdehnung weitgehend unbekannten Rutschareale aus. Daher bot es sich an, die Rutschgebiete nach geologischen und ingenieurgeologischen Gesichtspunkten zu erfassen und in einer Übersichtskarte zu veröffentlichen. Grundlagen hierfür waren die Archivunterlagen des Landesamts für Geologie und Bergbau, Luftbildauswertungen sowie eine ausführliche Geländekartierung, bei der die alten Rutschgebiete nach geologischen und morphologischen Gesichtspunkten auskartiert wurden.
Im Zuge der Bearbeitung zeigte sich rasch, dass die von Bergzerreißung und Talzuschub betroffenen Gebiete an der Mittelmosel erheblich größer und tiefer reichend sind, als bisher allgemein angenommen wurde. Außerdem konnten zahlreiche neue Rutschgebiete ausgehalten werden.
In der Hangstabilitätskarte sind nachgewiesene und vermutete Rutschgebiete sowie Bereiche mit erhöhter Steinschlag- und Felssturzgefährdung ausgewiesen. Bei den Rutschungen handelt es sich um alte, so genannte fossile Rutschgebiete, deren genaue Alter unbekannt sind. Aufgrund der morphologischen Ausbildungen und von Altersbestimmungen von Großrutschungen aus dem Alpenraum wird vermutet, dass die meisten Rutschungen ein Alter von etwa 5.000 bis 7.500 Jahren haben. In dieser Zeit - dem sog. "Atlantikum" - kam es in Mitteleuropa zu stark erhöhten Niederschlägen, die großräumige Rutschungen zur Folge hatten.
Die Geländebegehungen zeigten, dass die Aktivität der Rutschungen sehr unterschiedlich sein kann. Während in einigen Bereichen deutliche Hinweise auf rezente Bewegungen gefunden wurden, sind große Areale der Rutschgebiete im Ruhezustand oder zeigen nur geringe Bewegungsraten von vermutlich < 1 cm/a. Daher soll an dieser Stelle ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass geplante Bauvorhaben innerhalb der Rutschflächen nicht zwingend Probleme aufwerfen müssen. Allerdings ist hier ein erhöhter Untersuchungsaufwand notwendig. Baugrunduntersuchungen nach DIN 4020 sind in jedem Fall zu empfehlen, um mögliche Standsicherheitsprobleme frühzeitig erkennen zu können. Auch bereits bestehende Gebäude, die in den ausgewiesenen Rutschflächen liegen, müssen nicht zwangsläufig Schäden durch Hangbewegungen aufweisen. Hier kommt es ganz auf die Bewegungsaktivität dieses Bereiches an. In inaktiven Rutscharealen können Gebäude auch langfristig schadenfrei errichtet werden.
Die Karte, die die Hangstabilitäten zwischen Brauneberg und Enkirch erfasst und im Dezember 2005 veröffentlicht wurde, liefert wichtige Anhaltspunkte für die Planung und Vorerkundung von Bauprojekten. Eventuelle Problemfälle können so rechtzeitig erkannt, entsprechend untersucht und die die öffentlichen Gelder effektiv in zweckmäßige Sicherungsbauweisen eingesetzt werden.