Rohstoffgeologische Untersuchungen an Lahnmarmor
Einleitung
Es gibt Naturwerksteine aus Deutschland, die ehemals zu den Begehrtesten gehörten und auch nach modernen Kriterien als absolut hochwertig einzustufen sind. Ein Beispiel hierfür ist der Lahnmarmor.
In die sonst eintönige Schichtenfolge aus Ton- und Siltschiefern sowie Sandsteinen des Rheinischen Schiefergebirges sind an verschiedenen Stellen auch Kalksteine eingeschaltet.
So auch entlang der Lahn. Die Gesteine der Lahnmulde wurden vor circa 380 Millionen Jahren während des Devons abgelagert. Vorkommen gibt es unter anderem in den Orten Allendorf, Balduinstein, Diez, Steeden, Schupbach und Villmar.
Während die meisten Kalksteine des Lahngebietes mehr oder weniger gleichmäßig grau sind, gibt es auch verschiedene Varietäten, wie schwarze, dunkel- und hellrote, violette, rosafarbene Vorkommen. Darüber hinaus treten alle möglichen Kombinationen der genannten Farben auf. Wenn der Begriff „Lahnmarmor“ fällt, kann weder ein Gestein bestimmter Farbe oder Struktur noch ein Marmor im strengen Sinne zugeordnet werden.
Vielmehr wird als „Lahnmarmor“ ein devonischer Kalkstein aus dem Lahngebiet, der als dekorativer Naturwerkstein verwandt wurde, bezeichnet.
Die verschiedenen Lahnmarmore wurden bei unzähligen, zum Teil einzigartigen historischen Gebäuden, baulichen Anlagen und Denkmälern eingesetzt. Beispiele hierfür finden sich im Mainzer, Trierer und Wormser Dom, dem Biebricher Schloss in Wiesbaden, der Würzburger Residenz, der Frankfurter Paulskirche, der Eremitage in Sankt Petersburg oder auch dem Empire State Building in New York.
Für die Verwendung als Werkstein war neben dem Aussehen vor allem die Qualität und Haltbarkeit des Kalksteins ausschlaggebend. Dabei sind die hohe Dichte bzw. geringe Porosität und die damit verbundene geringe Wasseraufnahmefähigkeit des Lahnmarmors die wichtigsten Faktoren.
Lahnmarmor-Kataster
Seitens des Landesamtes für Geologie und Bergbau werden die Kalksteinlagerstätten bzw. Lahnmarmorvorkommen katastermäßig erfasst. Soweit noch zugänglich werden aus den verschiedenen Gewinnungsstellen Proben gewonnen und die geotechnischen, geochemischen und petrographischen Eigenschaften bestimmt. Dies geschieht sowohl aus Gründen der Rohstoffsicherung als auch für geotechnische und baudenkmalpflegerische Zwecke. An den gewonnenen Proben werden insbesondere die Verwitterungsbeständigkeit und die Festigkeit bestimmt. Dabei wird auch versucht, die verschiedenen Abhängigkeiten der verschiedenen Kennwerte zu ermitteln.
Verwitterungsuntersuchungen
In Zusammenarbeit mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt Koblenz bot sich die einmalige Chance den Zustand von historischen Bauwerken aus Lahnmarmor nach über 150 Jahren freier Exposition festzustellen.
Hierfür standen aus verschiedenen Lahnschleusen jeweils zwei Bohrkerne für Verwitterungsuntersuchungen zur Verfügung. Ergänzend zu den Laboruntersuchungen wurden makroskopische Schaden- aufnahmen an den Schleusen durchgeführt. Die Untersuchungen an den Bohrkernen erfolgten soweit möglich abschnittsweise, um teufenabhängige Veränderungen festzustellen.
Interessanterweise konnten messtechnisch häufig Verwitterungseinflüsse bis ca. 4-8 cm Tiefe nachgewiesen werden, obwohl makroskopisch als auch mikroskopisch keine größeren Schäden festgestellt wurden.
Bei den makroskopischen Untersuchungen der Schleusen wurden teufen- bzw. nutzungsabhängige (Lage zum Wasserspiegel) Unterschiede der Verwitterung der Blockoberflächen ermittelt. Insgesamt ist unter Berücksichtigung des Alters der Zustand der an den Schleusen verbauten Naturwerksteine in der Regel erstaunlich gut.
Teufenabhängige Bestimmung der Durchschallungsgeschwindigkeit und der Rückprallhärte für einen Bohrkern aus der Schleuse Oberbiel. Obwohl das Gestein einen gleichmäßig frischen Eindruck macht, sind mit physikalischen Methoden Verwitterungserscheinungen bis ca. 4 cm Tiefe nachweisbar.
Literatur
WEHINGER, A. (2007): Lahnmarmor aus Diez.- Zeitschrift zur Geschichte des Berg- und Hüttenwesens 13/1, S. 4-30, 25 Abb., 8 Tab., (Charivari) Idar-Oberstein.