Das Erdbeben in Mainz vom 23.12.2010 - Auswertung der Fragebögen liegt vor
Am 23.12.2010 ereignete sich in Mainz gegen 2:35 Uhr ein Erdbeben mit einer Magnitude von 3,4 auf der Richter-Skala. Mit Unterstützung der Medien rief das Landesamt für Geologie und Bergbau die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, ihre Wahrnehmungen beim Beben mitzuteilen. Bis Ende Januar lagen dem Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz (LGB) sowie dem Hessischen Landesamt für Umwelt und Geologie (HLUG) insgesamt 355 ausgefüllte Fragebögen vor, die zentral im LGB ausgewertet wurden.
Die Mehrzahl der Menschen nahm beim Erdbeben ein Zittern, ein Verrutschen oder Verschieben von Gegenständen und das Knistern von Gebälk und andere Dinge mehr war. Der Fragebogen umfasst über 90 Einzelfelder. Viele Betroffene bekamen einen Schreck oder ein beklemmendes Gefühl. Als besondere Folgen des Bebens wurden beispielsweise ein umgefallener Weihnachtsbaum, das Rausfliegen einer elektrischen Sicherung sowie in sieben Fällen das Auftreten feiner Risse im Verputz gemeldet. In mehreren Fällen sollen Schnee und Eis von Dächern gefallen sein.
Die Ermittlung und Auswertung dieser Beobachtungen ist neben der rein messtechnischen Auswertung des Bebens eine eingeführte Methode der Erdbebenforschung. Dies ist die Methode der sogenannten Makroseismik. Sie dient unter anderem zur Abgrenzung von Erdbebenzonen und zur Beurteilung erdbebengefährdeter Gebiete. Weiter lassen sich durch die dabei gesammelten Erfahrungen auch historische Beben rekonstruieren.
Beim Erdbeben vom 23.12.2010 ergab sich eine maximale Intensität von IV bis IV1/2 gemäß der Europäischen Makroseismischen Skala EMS-98. Definitionsgemäß sind solche Beben deutlich bis stark bemerkbar. Charakteristisch ist, dass etliche Schlafende durch das Beben wach werden, dass ein Zittern bis hin zur Erschütterung von Gebäuden beobachtet wird und kleine Gegenstände sich bereits verschieben können. Die Auswertung ergab weiter, dass das Beben überwiegend in einem Umkreis mit einem Radius von etwa 25 km um das Hypozentrum herum verspürt wurde. Einzelne Meldungen kamen auch aus Gießen, Trier und Koblenz (etwa 100 km Radius). Etwa 20 % der Bürgerinnen und Bürger, die sich meldeten, haben auch das Nachbeben, das etwa 4 Stunden nach dem ersten Beben auftrat, gespürt. Es ist geplant, die Ergebnisse der Untersuchung des Mainzer Erdbebens in einem wissenschaftlichen Fachartikel zusammenzufassen.
Die farbigen Flächen der Abbildung geben die maximal verspürten Intensitäten in den jeweiligen Postleitzahlbezirken an. Das geographische Zentrum der größten Wahrnehmung entspricht genau dem Hypozentrum des Erdbebens, das messtechnisch mit den seismischen Stationen ermittelt wurde. Weiter zeigt die Abbildung die Nähe des Erdbebenzentrums zu einer geologischen Störung (schwarze Linie). Entlang solcher Störungen finden bei einem Erdbeben bevorzugt die Bewegungen statt, die aus dem ruckartigen Abbau vorher in der Erdkruste aufgebauter Spannungen resultieren.