Schiffsfund von De Meern 1 - Geologische Analysemethoden beweisen die Herkunft eines römischen Mühlsteinfundes in den Niederlanden aus der Osteifel
Einführung
Bei De Meern (Niederlande) wurden mehrere römische Schiffswracks archäologisch geborgen. Teil des Schiffsfundes von De Meern 1 ist eine römische Handmühle aus Basaltlava. Da in der nah zum Rhein gelegenen Osteifel römische Basaltlava- Steinbrüche nachgewiesen sind, liegt die Vermutung nahe, dass die Mühlsteine von dort stammen. Um dies wissenschaftlich abzusichern, wurde das Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz (LGB) vom Forschungsbereich Vulkanologie, Archäologie und Technikgeschichte des Römisch Germanischen Zentralmuseums, Mainz/Mayen (RGZM) um Untersuchung des Mühlsteinmaterials gebeten. Zur Herkunftsbestimmung wurde aus dem Ober- und Unterstein jeweils eine Kernprobe entnommen und folgende Untersuchungen im Labor des LGB durchgeführt:
- Dünnschliffe zur quantitativen Mineralbestimmung
- Geochemische Untersuchung mit der Röntgenfluoreszensanalyse (RFA)
- Mineralphasenbestimmung mit der Röntgendiffraktometrie (XRD)
Die Ergebnisse der Mühlsteinproben wurden mit den Ergebnissen verschiedener Basaltlavavorkommen der Osteifel verglichen. Im Einzelfall handelt es sich um die Lavaströme des Bellbergs (Mayen, Ettringen, Kottenheim), von Niedermendig und das Vorkommen Hohe Buche bei Namedy, die alle aus dem Pleistozän (Altquartär) stammen.
Geochemie
Die geochemische Analyse ergab die Zuordnung der Mühlstein-Proben als tephritischer Phonolith (STRECKEISEN) bzw. Phonotephrit (TAS). Die Bezeichnung Basalt ist jedoch von alters her eingeführt und wird im Folgenden beibehalten. Damit sind die Mühlstein-Proben mit denen des Bellbergs (Mayener Lavastrom und Ettringer Lay) sowie des Oberen Niedermendiger Stroms vergleichbar. In den nebenstehenden Abbildungen sind für verschiedene Basalt-Proben ausgewählte Elementepaare in X-Y-Diagrammen dargestellt, z.B. die Kombination Strontium-Magnesium. Die Diagramme belegen, dass die verschiedenen Lavaströme teils sehr gut geochemisch voneinander abgegrenzt werden können. Die Elementepaare zeigen, dass die Proben vom Schiffsfund de Meern 1 in das von den Proben des Bellberg-Vulkans aufgespannte Feld fallen. Eine ausschließlich auf den geochemischen Analysen basierende Zuordnung zu einem Einzelstrom des Bellberg-Vulkans ist allerdings nicht möglich.
Zuordnung der Mühlstein- proben (35905/35906) und Basaltlava-Proben der Ost- eifel im STRECKEISEN- und TAS-Diagramm.
Zuordnung der Mühlstein- proben (35905/35906) und Basaltlava-Proben der Ost- eifel im STRECKEISEN- und TAS-Diagramm.
Darstellung ausgewählter Elementpaare für verschiedene Basaltlavaproben (Proben LGB, HÖRMANN & RICHTER 1983, BRAUN 1995)
Petrographie und XRD
Die Analyse von Dünnschliffen mit dem
Polarisationsmikroskop ergab ein holokristallin-porphyrisches, blasiges Gefüge des Basalts. Die Einsprenglinge bestehen überwiegend aus Klinopyroxen, mafischen Mineralen und akzessorischem Olivin. Sowohl Mineralbestand (einschließlich Fremdeinschlüsse wie Quarz, Plagioklas und umgewandelte Gesteinskomponenten), der Blasenanteil, die vorhandenen Korngrößen und das Gefüge bzw. die Textur ergeben ebenfalls eine mögliche Herkunft aus dem Mayener bzw. Ettringer Lavastrom (Bellberg-Vulkan). Eine endgültige Eingrenzung der Herkunft der Mühlsteinproben gelingt über Die Röntgendiffraktometrie (XRD). Diese als „Fingerabdruck“ zu bewertende Analyse beweist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Herkunft der römischen Mühlsteine aus De Meern aus dem Bellberg-Vorkommen zwischen Ettringen und Mayen. Dabei kann die ehemalige Gewinnungsstelle auf das Umfeld der Ettringer Lay weiter begrenzt werden. Die Referenzprobe 35911 weist einen zu den Mühlsteinproben 35905 und 35906 nahezu identischen Röntgenbefund auf.
Literatur
WEHINGER, A. & GRELLER, M. (2007): Schiffsfund von De Meern 1 - geochemische und petrographische Untersuchungen an den Mühlsteinen aus Basaltlava. In: Een Romeinse Rijnaak, gevonden in Utrecht-De Meern, Resultaten van het onderzoek naar de platbodem ’De Meern 1’; Band B, S. 451-459: RACM Amersfoort.