Sanierung unterirdischer Hohlräume in Mendig
Im Bereich der Stadt Mendig nahe des Laacher Sees gibt es etwa 25 m unter der heutigen Geländeoberfläche unterirdische Grubenbaue, die im Zuge der Basaltgewinnung vom Mittelalter bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts angelegt wurden. Durch die geschaffenen Hohlräume und den über Tage stattfindenden Bimsabbau kommt es in den Basaltgewölben zu Spannungsumlagerungen und zu starken Schäden an den Stützpfeilern, den Hohlraumfirsten und damit vereinzelt zu Tagbrüchen.
Ein größeres Schadensereignis war der Tagesbruch am 02.03.1988, von dem der Tribünenbereich des Sportplatzes von Niedermendig betroffen war. Daraufhin wurde das Geologische Landesamt Rheinland-Pfalz von der Verbandsgemeindeverwaltung Mendig mit der Erkundung und Kartierung der vorhandenen Hohlraumbereiche entlang der Brauerstraße und der L 113 sowie der felsmechanischen und ingenieurgeologischen Beurteilung der Hohlraumfirste und der Tragwerke hinsichtlich der Standsicherheit beauftragt.
Bearbeitet wurden Abschnitte mit einer Länge von 750 m unter der Brauerstraße und von 1300 m unter der Landstraße L 113. Da erfahrungsgemäß die Auswirkungen eines Hohlraum-Einbruchs bis 50 m beiderseits der Straße reichen, wurde ein etwa 100 m breiter Streifen begutachtet. Zunächst wurden alle Hohlräume entlang der beiden zu untersuchenden Straßenabschnitte geodätisch vermessen und kartiert. Der Zustand der Tragwerke, der Hohlraumfirste und Hohlraumsohlen sowie die vorhandenen Trennflächen wurden erfasst, bezüglich der Standsicherheit beurteilt und in einem Formblatt festgehalten. Die Bewertungsskala der 5 Gefährdungsgrade reichte von "Keine Gefährdung" bis "Sehr hohe Gefährdung". In die Gesamtbewertung der einzelnen Hohlräume flossen die Beurteilungen der Tragwerke, der Tragwerksabstände und -querschnitte, die Hohlraumhöhen, die Verteilung der Schächte und die Ausbildung der Schüttkegel ein.
Von den insgesamt 193 aufgenommenen Hohlräumen wiesen 37 eine hohe und 9 eine sehr hohe Gefährdung auf.
Um die evtl. anhaltenden Verformungen der deformierten Restpfeiler erfassen zu können, wurden mehr als 80 sog. "Felsspione" an den Klüften und Spalten installiert und seit einigen Jahren regelmäßig gemessen. Diese Methodik ermöglicht sehr präzise Messungen, so dass bereits Bewegungen von einigen Tausendstel Millimetern registriert werden können. Hierdurch konnte ein sehr genaues Bild über die Gebirgsspannungen und Bewegungsaktivitäten in den einzelnen Hohlraumbereichen gewonnen werden.
Aufgrund der Untersuchungsergebnisse wurde vom Geologischen Landesamt die Sanierung einiger unterhalb der Brauerstraße liegenden Hohlräume empfohlen. Die Messungen hatten an den Felsspionen deutliche, anhaltende Bewegungen gezeigt. Als technisch und wirtschaftlich günstigste Lösung wurde die Verfüllung der am stärksten betroffenen Hohlräume mit sog. "Blitzdämmer", einem Kalkmergel sowie eine Stützung geschwächter Restpfeiler mit Gewebe-Stützpfeilern gewählt. Die Arbeiten, die mittlerweile erfolgreich abgeschlossen werden konnten, wurden vom Geologischen Landesamt Rheinland-Pfalz fachlich betreut.
Insgesamt sind drei Hohlraumbereiche über zwei Schrägbohrungen verfüllt worden. Die Ansatzpunkte der Bohrungen wurden vom Geologischen Landesamt festgelegt und befanden sich auf bzw. neben der Brauerstraße über stabilen Pfeilerbereichen. Zusätzlich wurden destabilisierte Hohlrraumbereiche und Tragpfeiler mit insgesamt fünf Gewebestützpfeilern gesichert. Diese sog. "Bullflex-Pfeiler" haben einen Durchmesser von 960 bzw. 1500 mm und eine Höhe von bis zu 6 m. Dieses relativ neue Verfahren kam in Niedermendig zum Einsatz, da es gegenüber den ursprünglich geplanten Betonpfeilern deutliche konstruktive, geotechnische und finanzielle Vorteile aufweist.
Die Sanierungsarbeiten sind ohne Probleme verlaufen und die gewonnenen Erkenntnisse können bei zukünftigen Sicherungsarbeiten eingesetzt werden. Der veranschlagte Kostenrahmen konnte dank der preisgünstigen neuen Stützpfeiler deutlich unterschritten werden. Größere Bewegungen an den Tragwerken sind in diesen Bereichen in Zukunft nicht zu erwarten. Die messtechnische Überwachung der Felsspione im Bereich der Brauerstraße und L 113 wird jedoch auch weiterhin vom Geologischen Landesamt durchgeführt.