Querterrassierung im Steillagenweinbau von Rheinland Pfalz
Die Steillagen im rheinland-pfälzischen Weinbau werden traditionell überwiegend in Falllinie und von Hand bewirtschaftet. Seit einigen Jahren gibt es in Rheinland Pfalz den Trend in steilen Weinbergshängen im Rahmen von Bodenordnungsverfahren, wie zum Beispiel Flurbereinigungen, Querterrassen anzuordnen mit dem Ziel dem Stilllegungstrend entgegen zu wirken und die Steillagen wieder wirtschaftlich nutzen zu können. Durch die höhenlinienparallelen Terrassen wird eine maschinengestützte Bewirtschaftung möglich und somit eine deutlich leichtere und wirtschaftlichere Arbeitsweise.
Die Mitarbeiter des Referats Ingenieurgeologie des Landesamtes für Geologie und Bergbau beraten bei Flurbereinigungsverfahren die planenden und ausführenden Institutionen. Die Einbeziehung geologisch-geotechnischer Aspekte ist notwendig, da das Boden- und Gesteinsmaterial, das die Terrassen und deren Untergrund aufbaut, sehr verschieden sein kann und die Stabilität von Hängen und Einzelböschungen insbesondere vom geologischen Aufbau abhängt. Im Bereich der Mittelmosel, zum Beispiel Bernkastel-Kues, sind die sogenannten Hunsrückschiefer durch einen besonders hohen Tonschieferanteil gekennzeichnet. In der Folge treten hier gehäuft Hanginstabilitäten auf, so dass im Unterschied zu Untermosel und Mittelrhein häufig eine Querterrassierung aus geotechnischen Gründen nicht möglich ist.
Daraus ergibt sich, dass nicht alle Weinbaugebiete von Rheinland-Pfalz zum Anlegen von Querterrassen gleich gut geeignet sind. Neben der Hangstabilität gibt es für die Machbarkeit von Querterrassen weitere Voraussetzungen, wie zum Beispiel eine geeignete Hanggeometrie und eine ausreichende Mächtigkeit der Lockergesteinsdecke. In jedem Fall sind außerdem die hydrogeologischen Gegebenheiten im Vorfeld einer Querterrassierung zu ermitteln und gegebenenfalls eine kontrollierte Ableitung von überschüssigem Wasser auf möglichst kurzem Weg vorzunehmen.
In Rheinland Pfalz gibt es bisher nur für eine begrenzte Flächenzahl praktische Erfahrungen für moderne Querterrassierungen. Aus Sicht der Geotechnik haben die entsprechenden Maßnahmen deshalb mancherorts Versuchscharakter.
Risiken, die im Umfeld von Querterrassierungen auftreten, sind hauptsächlich höhenlinienparallele Abrisse, die sich zu Massenbewegungen entwickeln können.
Um solche und ähnliche Schadensfälle zu vermeiden gilt es zwei Hauptprinzipien einzuhalten.
- Der Verlauf bzw. die Geometrie der Querterrassen ist an das vorhandene Gelände anzupassen.
- in Massenausgleich ist anzustreben, das heißt das Gesamtgewicht aber auch die Verteilung der Bodenmasse sollte im Hang nach den Terrassierungsarbeiten nicht wesentlich vom Ausgangszustand abweichen.
Im Allgemeinen ist bei der Anlage von Querterrassen stets zwischen geotechnischer Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit abzuwägen. Dieser Grundsatz ist beispielsweise beim Anlegen der Böschungen zwischen den einzelnen Querterrassen anzuwenden. Aus wirtschaftlichem Interesse ist es sinnvoll, die Böschungen möglichst steil anzulegen um so wenig Platz wie möglich zwischen den einzelnen Terrassen zu verschenken. Die bisherige Praxis an Mittelrhein und Untermosel hat allerdings gezeigt, das ausschließlich Böschungen mit einem Neigungswinkel bis zu 45° dauerhaft standsicher sind. Frisch angelegte Böschungen sind besonders empfindlich gegenüber Witterungseinflüssen bzw. Erosion. Bis sich ein schützender Bewuchs etabliert hat, können unterstützende Maßnahmen, wie beispielsweise eine Abdeckung mit Stroh und / oder eine vorübergehende Geotextilabdeckung, sinnvoll sein.
Aufgrund der wechselnden Rahmenbedingungen, ist es wichtig, dass die Einzelprojekte geotechnisch betreut und die Machbarkeit bzw. die notwendigen Maßnahmen individuell geklärt werden. Das Landesamt für Geologie und Bergbau arbeitet hierzu eng mit den Dienstleistungszentren Ländlicher Raum bzw. den Teilnehmergemeinschaften der Flurbereinigungen zusammen.
Sämtliche bei der Querterrassierung gemachten Erfahrungen, auch die zum Teil aufgetretenen Schäden, sind unbedingt auszuwerten und bei zukünftigen Vorhaben zu berücksichtigen. Es besteht ein Forschungsbedarf sowie die Notwendigkeit eines fachlichen Austausches zwischen den verschiedenen Beteiligten.
Literatur
WEHINGER, A. & SPIES, E.-D. (2008): Geotechnische und bodenkundliche Anforderungen bei Querterassierungen. - KTBL-Schrift, 465, S. 13-24, 3 Abb., 1 Tab., (Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft) Darmstadt.
WEHINGER, A. & SCHROEDER, U. (2008): Querterrassierungen im Steillagenweinbau von Rheinland-Pfalz: Ingenieurgeologische Grundsätze und Erfahrungen.– Mainzer geowiss. Mitt. 36, S. 189-212, 15 Abb., 2 Tab., Mainz.
DLR Mosel, LGB, Moselwein e.V. (Hrsg.) (2008): Terroir an Mosel, Saar und Ruwer. - 2.Aufl., 56 S., 1 CD, Bernkastel-Kues, Mainz, Trier.