Rutschungsdatenbank Rheinland-Pfalz
Im gesamten Gebiet von Rheinland-Pfalz kommt es immer wieder zu Rutschungen, die eine Gefahr für Häuser, Straßen und Menschen darstellen und im Schadensfall hohe Kosten verursachen können. Rutschungen können sehr verschiedene Ursachen, Auswirkungen und Abmessungen haben, sich ankündigen oder plötzlich geschehen. In vielen Fällen ist die Prognose des Zeitpunkts, des Verlaufs und der Folgen von Rutschungen schwer kalkulierbar. Um eine bessere Risikoanalyse zu gewährleisten, ist es wichtig, bekannte Rutschungen zu erfassen und geotechnisch zu bewerten, um sie erforderlichenfalls zu sanieren oder zu sichern.
Definition von Rutschungen
Unter dem Begriff Rutschung versteht man im Allgemeinen alle schwerkraftbedingten Massenbewegungen an Hängen und Böschungen. Um den Begriff weiter zu untergliedern gibt es verschiedene Klassifizierungssysteme. Nach der Gliederung des MULTILINGUAL LANDSLIDE GLOSSARY (1993) werden verschiedene Rutschungstypen unterschieden, die den Vorgang der Bewegung beschreiben: Fallen, Kippen, Gleiten, Driften und Fließen. Dass es überhaupt zu einer Rutschung kommt, kann verschiedene Ursachen haben. Dabei spielen grundsätzlich die geologischen Voraussetzungen, wie die Lithologie, das Trennflächeninventar und die Scherfestigkeit eine wichtige Rolle. Häufige Ursachen sind aber auch das Einwirken aller Arten von Wasser, der Vegetation und menschliche Einflüsse, wie zum Beispiel die Landnutzung oder Abgrabungen oder Aufschüttungen.
Datenbank
Die Rutschungsdatenbank Rheinland-Pfalz ist ein gemeinsames Projekt der Forschungsstelle Rutschungen an der Universität Mainz (www.uni-mainz.de/Organisationen/FSR/) und des Landesamtes für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz (www.lgb-rlp.de). Dabei handelt es sich um ein Verzeichnis der in Rheinland-Pfalz beobachteten Rutschungsereignisse, die auf der Erfassung von Daten zu Massenbewegungen im Gelände beruhen. Das älteste in der Datenbank erfasste Ereignis stammt aus dem Jahre 1655, wobei insgesamt bis heute etwa 2500 Ereignisse registriert wurden.
Angelegt wurde die Datenbank in MS Office Access ® auf Oracle®-Basis, wobei vielseitige, standardisierte Angaben zu den einzelnen Rutschungen festgelegt werden können. Zu diesen Angaben gehören unter Anderem die Lokalität, die Geologie und Geomorphologie, der Zeitraum, der Prozess und das Stadium, die Ursachen, die Schäden beziehungsweise die Gefährdung sowie Sanierungsvorschläge. Zur Illustration der Daten wird die Datenbank mit ArcGIS verknüpft, so dass die einzelnen Rutschungen entsprechend ihrer Koordinaten als Symbole auf frei wählbaren Karten angezeigt werden. Bei den angezeigten Rutschungsereignissen erfolgt eine Einteilung in verschiedene Hauptbewegungsvorgänge, welche jeweils durch eine charakteristische Farbe, beziehungsweise ein charakteristisches Symbol, angezeigt werden. Dabei wird unterschieden in Rutschung, Steinschlag, Felssturz, Bergzerreißung, Erdfall und Tagesbruch. Beispielfälle, die darstellen wie einige dieser Bewegungsformen im Gelände aussehen können, sind in den folgenden Abbildungen enthalten.
Alle weiteren erfassten Informationen, zusätzlich zu den Bewegungsvorgängen, sind durch Klick auf die einzelnen Punkte abrufbar. Eine vorläufige Karte mit eingezeichneten Rutschungen ist in der folgenden Abbildung zu erkennen. Diese Karte ist als Mapserver-Anwendung auf den Internetseiten der Forschungsstelle Rutschungen und des Landesamtes für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz freigeschaltet. Hierbei ist anzumerken, dass aus Datenschutzgründen nicht die genauen Koordinaten angezeigt werden, sondern die Lokalität generalisiert wird.
Ziele
Um eine sinnvolle Auswertung der großen Datenmenge zu erreichen, ist es wichtig, dass die Daten der Rutschungen umfassend und standardisiert dokumentiert werden. Dies ist die Grundvoraussetzung für die Anwendung der Datenbank in verschiedenen Bereichen. Die Datenbank soll zum Beispiel bei der lokalen Gefahren- und Risikoabschätzung helfen, woraufhin Gefahrenhinweiskarten entwickelt werden können. Ein anderer Bereich ist die Ursachenforschung. Hierbei werden die Daten der einzelnen Rutschungen verglichen, um zu ergründen ob, bestimmte kausale Zusammenhänge bestehen, die Rutschungen begünstigen oder auslösen. Es wird also geprüft, inwieweit Rutschungen von verschiedenen Faktoren, wie zum Beispiel Schichtenfolge, Hangneigung, Exposition, oder auch Jahreszeiten abhängen.
Sofern auch Sicherungsmaßnahmen durchgeführt wurden, kann außerdem auf deren Wirksamkeit zurückgeschlossen werden, und somit die Anwendung der Maßnahmen optimiert werden.
Literatur
KRAUTER, E. (2010) 10. Weiterbildungsseminar Rutschungen in West- und Südwest-Deutschland – Erfassen von Rutschungsereignissen. S:13-24, Mainz.
THE INTERNATIONAL GEOTECHNICAL SOCIETIES‘ UNESCO WORKING PARTY FOR WORLD LANDSLIDE INVENTORY (1993): Multilingual Landslide Glossary. The Canadian Geotechnical Society, Published by BiTech Publishers Ltd. Richmond, Canada.